10 Jahre Angewandte Elektronik
Es ist so weit: Angewandte Elektronik, DIE AKK-Veranstaltung für elektronische Livemusik im AKK begeht ihr
10-jähriges Jubiläum. In 8 Hauptausgaben und einer Zwischensequenz konnten wir euch bislang Klangwelten zwischen
Industrial, (Harsh) Noise, Minimal Electro, Ambient, Speedcore, Neopolka, zeitgenössischer Musik, Postpunk und
viel mehr Spannendes präsentieren. Und auch dieses Mal dürft ihr euch auf einen Abend exquisiter Sound-Art freuen,
wenn die Maschinen wieder hochgefahren werden.
Für das Festival im Festival haben wir für Open-Air Performances vor der Tribüne des Alten Stadions die folgenden
Musikschaffenden an die Geräte gerufen:
Konstantin Unwohl (Cold Wave)
„Hier sind tausend Schüsseln Synthesizer, geschöpft aus pränatalen achtziger Jahren; aber ohne zu vergessen, dass
wir uns in 2023 befinden - es nagt der Zeit am Zahn, da wo die Zeit schon lange nicht mehr töten kann. Hier ist
Musik, die in der Zwiespältigkeit des Selbst den Spagat zwischen Bodenständigkeit und Extravaganz wagt, Musik,
die Traurigkeit und Zerrissenheit, zermürbende Banalitäten und unabwendbare Stagnation zu versinnbildlichen
versucht und die den Verlorenen ein Zuhause bieten möchte, ohne es ihnen allzu gemütlich zu machen.“
Konstantin Unwohl vermischt Wave und anspruchsvolle Lyrik mit kulturellen Bezügen zwichen Heiligenlegenden,
Sartre und Novalis. 2021 erschien inmitten der Pandemie sein Debutalbum "Im Institut für Strömungstechnik" auf dem
Label aufnahme + wiedergabe, seine ersten Tapes sind bereits Reissue-Material für Underground-Liebhaberplattenlabels
geworden. Der drohenden Musealisierung zum Trotz spielt er bei uns in Fleisch und Blut Synthie und Gitarre.
Stefan Schmidt (Elektroakustik, Noise)
Stefan Schmidt ist ein Konzertgitarrist mit Punkrock-Vergangenheit. Seit 2000 beschäftigt er sich mit elektronischer
und elektroakustischer Musik und erkundet mit verschiedenen Instrumenten die Grenzen zwischen Ambient, Noise und
freier Improvisation. Das Ergebnis sind mehr als 70 Alben und Kompositionen für Filme, Theaterstücke, Ausstellungen
und Tanzperformances. Sein aktuelles Projekt ist das dritte Album der 'Raum'-Trilogie in Zusammenarbeit mit Dominik
Grenzler (An Moku), das im Juni auf Karlrecords veröffentlicht wird.
Agitpop (EBM, Wave)
Tanzbare und minimalistische Musik aus Mannheim im Spannungsfeld zwischen Klanginstallation und melancholischen
Textformation. Gemeinsam knüpfen Vladimiir und Estragon damit an die erste Woge der Neuen
Deutschen Welle an - roh und trotz dieser Tradition erfrischend unverbraucht, live gerne auch mal mit genau so
kratziger Stimme wie das Schnurren des Synthies.
Beton brut, vielleicht auch der dahin schiebende Sound vergessener Einkaufswagen.
c-meiner (DnB, Jazz)
c-meiner haben sich in Leipzig zufällig als Kollektiv gefunden. Von
diesem Zufall gluckern, blobben & frickeln experimentelle D&B-, Ambient-, aber auch Modularsounds,
Jazz, Pop- & Ethnomusik aus ihren Maschinchen & Drähten. c-meiner spielen gegen musikalische Konventionen & tonale
Vorgaben in einer Art geplanten Jamsession mit einem fragilen
Soundgebilde & allerlei seltsamer Technik. Freundlich & zugewandt,
aber nicht ganz leicht zu konsumierende Musik, die sich eher auf den ambientfloors dieser welt zuhause fühlen will!
The shape of sound to come!
_\|/_ TOPLAP Karlsruhe (Live Coding)
ist ein lokaler Knotenpunkt von TOPLAP (Transdimensional Organisation for the Pragmatics of Live AudioVisual
Programming), einer weltweiten Organisation für live-programmierte Kunst und künstlerische Programmierung.
Als Showcase treten die folgenden drei Künstler*innen aus dem Ensemble auf:
Jia Liu lebt und arbeitet in Karlsruhe als Komponistin und Computermusikerin.
Sie studierte Komposition und Musikinformatik am Shanghai Conservatory of Music (CN) und an der Hochschule für Musik
in Karlsruhe. Sie komponiert für akustische Instrumente sowie elektroakustische Musik, Computermusik und multimediale
Werke. Gegenwärtig beschäftigt sie sich mit algorithmischer Musik, den Möglichkeiten netzwerkbasierter Kollaboration
sowie der Komposition für rekursive Systeme.
Seit 2020 live-codet sie Musik mit SuperCollider. Sie ist Mitglied des Ensembles [ _ _ _ ] und von TOPLAP Karlsruhe.
Daniel Kurosch Höpfner ist Doktorand am Institut für Musikinformatik und
Musikwissenschaft an der HfM Karlsruhe und als freischaffender Klangkünstler, Performer und Komponist tätig.
Er hat einen umfangreichen instrumentalen Hintergrund mit den Instrumenten Blockflöte, Klavier und Oboe.
Durch das Selbststudium mit PureData und SuperCollider und später durch das Studium in Musikinformatik und
Musikwissenschaft entwickelte er eine Leidenschaft für elektroakustische Musik, die nun den Schwerpunkt
seiner Forschung, Arbeit, und seines künstlerischen Schaffens bildet. Insbesondere interessiert er sich für
auditive Wahrnehmung, Audioanalyse, von algorithmisch erzeugte Synthese und kompositorische Struktur, sowie für
improvisierte Computermusik. Seine aktuelle Forschung konzentriert sich auf das Charakterisieren impliziter
Ästhetiken (bias) in MIR-Systemen.
Anselm Weber aka Elmo studiert im Master Musikinformatik an der Hochschule Musik
Karlsruhe. Im Laufe seines Studiums führte er immer mehr Stücke als Komponist, aber auch als Performer auf der Bühne
auf. Seit seinem ersten Kontakt mit der Karlsruher Live-Coding-Szene entwickelte er seine Leidenschaft für Live-Coding
- zunächst im Publikum und nun auch auf der Bühne in verschiedenen Konstellationen und Kontexten.
Visuals
Auch dieses Mal stellen wir die Leinwand auf dem Roten Platz auf und versorgen euch, zumindest zu späterer Stunde,
mit Visuals von Akteur*innen des TOPLAP Karlsruhe und NR4 der Demoszene-Gruppe Team210.